Wir verstehen uns als Tanzkompanie, die genreübergreifend mit verschiedenen Künstler*innen und Kollaborateur*innen seit 2008 in der freien Szene aktiv ist.
01.01.2018

Portrait von Nicki Liszta in der ›Tanz‹

In der Tanz – Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance vom Januar 2018 schreibt Angela Reinhardt unter anderem:
»Durch eine freie Szene, die praktisch am Verstummen ist, hallen ihre Stücke wie kleine Explosionen. Gleich mit ihrem Erstling ›zwischen häuten‹ räumte Nicki Liszta 2008 den Stuttgarter Theaterpreis für die beste Tanzproduktion ab. Seitdem hält sie in der Stadt von Ballettwunder und Gauthier Dance das Fähnchen des zeitgenössischen Tanztheaters hoch, wirft Körper gegen Wände und lässt Hälse von Beinscheren zudrücken, reißt das Publikum mit rohem Fleisch oder Durch-die-Nacht-Stolpern aus seiner passiven Zuschauerhaltung. Man ist immer ein bisschen auf der Hut in diesen Stücken, zu oft passiert überraschendes, kippt Idylle in Gewalt und öffnen sich Abgründe hinter den Fassaden. Lisztas Kunst verkleinert den Abstand zwischen Künstler und Publikum, sie ersetzt ästhetisches Betrachten oder passives Hinterhergrübeln durch Situationen des Schreckens und der Distanzlosigkeit, provoziert eine körperliche Reaktion auf das Gesehene. …
Oft geht es in Lisztas Stücken um die Dynamik innerhalb einer Gruppe, einer Familie, Sekte oder, wie zuletzt, eines Wolfsrudels – um Liebesverweigerung, Missbrauch, Härte, Fanatismus oder auch Zusammenhalt: ›Mich interessiert dieser Mikrokosmos, in dem Gewalt, Machtverhältnisse und Ausschlussprozesse ablesbar sind, die man auf die Gesellschaft projizieren kann. Auch die Solidarität ist in diesem Zusammenhang für mich interessant, sie ist gerade heute ein wichtiger Aspekt in unserer immer radikalisierteren Gesellschaft.‹ Wie entsteht die abgründige Dynamik ihrer Stücke, die oft harmlos, ja fast idyllisch anfangen? ›Das liegt ein wenig daran, dass ich eigentlich immer das Bedürfnis habe, den Zuschauer erst mal zu umarmen und mitzunehmen. Natürlich ist der Bruch viel stärker, wenn man zunächst empathisch ist mit den Darstellern. Für mich ist das Wichtigste tatsächlich, den Zuschauer zu erreichen – mit was auch immer! Für mich soll Theater nicht nur so da vorne bleiben. Es gibt Leute, die zu mir kommen und sagen: Ich habe es nicht ausgehalten, es hat mich wahnsinnig gemacht. Sag ich: Ja super! Es gibt immer noch so viele Tabus in unserer Gesellschaft. Warum soll das Theater da mitmachen und immer nur auf einer rein kognitiven Ebene funktionieren? Warum kann man nicht direkt Dinge thematisieren und Ekel hervorrufen? Das ist doch auch ein Gefühl!‹«
Den ganzen Artikel kann man in der Januarausgabe der ›Tanz‹ lesen oder online im Theatermagazin des Friedrich-Verlags.

01.01.2015

Hoffnungsträger im Jahrbuch 2015 der ›Tanz‹

Im Jahrbuch 2015 der Tanz – Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance schreibt Angela Reinhardt unter anderem:
»Nicki Lisztas Tanz tut weh. Im ganz realen Sinne, ihre Tänzer und Darsteller werfen sich auf den Steinboden, knallen gegen Wände, hangeln über Glasscherben. In Stuttgart, wo die freie Szene trotz geduldigen Päppelns durch die Stadt regelmäßig neben Ballettkompanie und Gauthier Dance untergeht, setzt die Choreografin abseits der gewohnten Off-Locations einen echten Kontrapunkt. …
Ihre letzte Produktion spielte in einem entwohnten Mehrfamilienhaus im verrufensten Viertel der Stadt: Jede Wohnung, jeder Keller und selbst der abgewetzte Rasen bargen dunkle Geheimnisse, wie Voyeure jagte ›A Piece of Cake‹ seine Zuschauer zwei Stunden lang durch fragwürdige Einzimmerparadiese und private Wohnhöllen. Gemeinsam mit ihren Co-Regisseuren Christian Müller und/oder Isabelle von Gatterburg inszeniert Liszta das Entsetzen unter der glatten Oberfläche, sie ist Meisterin im allmählichen Enthüllen schlimmer Erinnerungen. Immer wieder ist das Kindheitstrauma ihr Thema, die Grausamkeit innerhalb der Familie. …
Das Grauen entsteht langsam, setzt sich aus Puzzleteilen nach und nach zusammen, aus sparsamen Texten, atmosphärischer Live-Musik und vorallem aus der wütenden Attacke, mit der sich ihre Tänzer auf Boden und an Wände werfen, aus der puren Wucht der Bewegung. Liszta nutzt das körperliche An-die-Grenzen-Gehen, die unmittelbare Vehemenz des Tanzes als eine unwiderlegbare Sprache. …
Meist kommt sie ihrem Publikum bedrohlich nahe, in ›Absent‹ verfolgte einen der beißende Geruch von rohem Fleisch, in ›A Piece of Cake‹ teilt man den Kamillentee mit einer Exorzistin und stolpert durch dunkle, kalte Vorgärten. Oft genug hat man nach diesen Stücken das Gefühl, gerade nochmals entkommen zu sein.«

01.01.2011

Hoffnungsträger im Jahrbuch 2011 der ›Tanz‹

Im Jahrbuch 2011 der Tanz – Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance schreibt Andrea Kachelrieß unter anderem:
»Die Stuttgarter Tanzszene ist ein starres Gefüge. Sie tut sich schwer im Schatten des Stuttgarter Balletts, der mit Eric Gauthiers Kompanie ­inzwischen bis ins Theaterhaus reicht. Die Nischen und Namen der ­freien Szene sind vertraut. So wirkte das Auftauchen von Nicki Liszta wie in einem Western, wenn ein Fremder durch die Saloontür tritt und den Colt auf den Tresen legt. …
Gleich mit ›zwischen häuten‹ (2008), ihrem ersten großen Stück, gewann Nicki Liszta den ›Stuttgarter Theaterpreis‹ … . In der psychologischen Sensibilität erinnert das an Pina Bausch, die Heftigkeit ihrer Körpersprache hat Nicki Liszta, die Tanz an der Tilburger Kunsthochschule studierte, an Vorbildern wie Wim Vandekeybus geschult.«