WOLFGANG PALÄSTE DER ANGST
Wenn der Mensch auf die Hände fiele, als Vierfüßler ginge, sich sein Fell stehen ließe und heulte, so wäre evolutionär ein bedeutender Schritt getan. Wieviel besser wäre der Wilde, der Zornige, der Abgehängte, der Erniedrigte und Beleidigte dann. Keine Hatespeech, keine Hände frei für Waffen oder Besitz an sich zu raffen. Ein tropfendes Maul hätte er, nicht seine Nächsten zu fressen, sondern sie mit zurückgewürgter Nahrung zu versorgen. So wäre er endlich kein Gefährder mehr und bewegte sich völlig unschuldig, frei über alle Grenzen hinweg und wäre reinen Herzens.
Der Wolf dringt als die andere Perspektive, die die versiegelte Oberfläche eines artifiziell durchkomponierten urbanen Gefüges durchstösst, ein. So verhandelt WOLFGANG die Frage nach dem Einzelnen, dem Fremden als Gegensatz und andererseits Teil des Menschen, als seine Kolonie und zugleich Möglichkeit einer anderen Ordnung.
WOLFGANG setzt auf das Prinzip einer beharrlichen Transformation, ist eine theatrale Grenzüberschreitung, eine Spiegelung, ein Aufruf zum Menschsein und eine tänzerische Vierbeinerkundung.
Dauer des Stücks: ca. 90 Minuten
Vorstellungen im Rahmen von PALÄSTE DER ANGST:
22. und 23.02.2025 // Kunstverein Wagenhalle e.V., Stuttgart
28.02. und 01.03.2025 // HochX, München
Premiere Neuinszenierung: 18. Oktober 2018 // Seoul International Dance Festival, Korea
Premiere: 12. Oktober 2017 // Theater Rampe, Stuttgart
WOLFGANG wurde für das Tanz Jahrbuch 2018 von der Redaktion als eines der sieben sehenswertesten Heimatstücke ausgewählt.
Zugänglichkeit:
Für WOLFGANG gibt es eine Live-Audiodeskription und eine Stunde vor Vorstellungsbeginn findet eine Bühnenbegehung mit Tastführung statt.
Audiotrailer:
Anmeldung für Audiodeskription und Tastführung per Mail unter ed.noitkudorpsuahnietskcab@aksiznarf
Der Projektraum im Kunstverein Wagenhallen e.V. ist ebenerdig zugänglich. Eine rollstuhlgängige Toilette ist vorhanden.
Innerer Nordbahnhof, 70191 Stuttgart (Google maps: 48.800146, 9.186349)
Die nächstgelegenen Haltestellen sind Pragfriedhof, Mittnachtstraße und Nordbahnhof.
Termine
Mitwirkende
Performende: Jean Bermes, Steven Chotard, Isabelle von Gatterburg, Caroline Intrup, Samuel Liszta, Ariadna Gironès Mata, Martin Mauries, Andreia Rodrigues, Heiko Giering (Giancarlo D’Antonio, Chloé Beillevaire, Joscha Halder)
Repetitor*innen: Chloé Beillevaire, Lorenzo Ponteprimo
Konzeption und Choreografie: Nicki Liszta
Musik: Heiko Giering
Bühne & Kostüm: Valentin Eisele
Video: Christopher Bühler
Technik: Joscha Eckert (Robin Burkhardt)
Dramaturgie: Martina Grohmann
Audiodeskription: Claudia Böhme, Simon Kubat
Produktionsleitung: Paulina Mandl (Isabelle v. Gatterburg)
Presse
»… weil die Choreografin Nicki Liszta über dieses Raubtiergehege herrscht, erwartet die Zuschauer ein ungewöhnlicher Tanztheaterabend, bei dem Konstellationen aufgebrochen und Regeln auf den Kopf gestellt werden – so intensiv, dass schnell klar wird: Mit dem Wolf geht es um die Mauer in unseren Köpfen, um die Fähigkeit, wach und wandelbar zu sein statt träge und voreingenommen.
Liszta ist eine Meisterin darin, Themen durch räumliche Nähe zu vermitteln … von einer ›persönlichen Performerin‹ betreut, muss sich niemand fürchten, wenn er plötzlich unter Wölfen ist. … der Tanz [behält] animalische Schärfe und lotet die Balance zwischen Menschen- und Wolf-Gang mit aggressiver Wucht aus, bis Evolutionssprünge zur schmerzhaften Fortbewegung werden. …
Nicht wie wir leben wollen, ist die Frage, sondern wie wir Zusammenleben können: Nicki Liszta findet für die Spannungen der Zeit tierisch gute Bilder.« Andrea Kachelrieß, Stuttgarter Nachrichten, 14. Oktober 2017
»Macht’s euch nicht zu gemütlich: Nur Dasitzen und Zugucken reicht bei Nicki Liszta nicht. Bei den tanztheatralischen Unternehmungen der Stuttgarter Choreografin weiß man nie so genau, was als Zuschauer auf einen zukommt. Auch bei ›Wolfgang‹ im Theater Rampe zieht man ab und zu vor Schreck den Kopf ein. …
Trotz aller Zweifel keimt manchmal fast die Hoffnung, dass wir alle das Wilde noch in uns haben. Neben dem großartigen, an sämtliche Grenzen gehenden Ensemble macht Heiko Gierings Live-Musik einen wesentlichen Teil des spannenden Abends aus.« Angela Reinhardt, Eßlinger Zeitung, 14./15. Oktober 2017
»Auf dem Zuschauerpodest gegenüber lauern Wölfe. Wir würden sie lieben, wären sie nur Hunde. Aber Wölfe wandern und respektieren keine Grenzen. Man kennt sie nur aus der Ferne. Davor haben wir Angst. Jetzt sollen wir sie auch noch bei uns aufnehmen: ›Mischlingswölfe, ein bisschen Polarwolf, ein bisschen arabisch‹, preist die Stimme. Das Wolfsrudel stürzt sich auf uns – Tänzer als Wölfe als Flüchtlinge, ›bei denen wir notfalls von der Schusswaffe Gebrauch machen‹. Es wird geschossen. Ins Bein. Es wird gesungen.
Wir lieben Heimat, den Heimatabend. Nicht den traditionellen, sondern den Heimatabend, der uns zusammenschließt gegen den Bau der Autobahn. Oder gegen Flüchtlinge. In einem berührungslosen Duo erlaubt keiner der beiden Tänzer einen Schritt am anderen vorbei. Diese freie Stuttgarter Produktion von Nicki Liszta zeigt weder Flüchtlinge noch Wölfe, sondern zeigt auf uns, das Publikum. Ich denke: Unsere Angst ist unsere Heimat.« Arnd Wesemann, Rubrik: Daheim, Tanz Jahrbuch 2018
Partner
Realisiert in Kooperation mit dem Theater Rampe im Rahmen der dreijährigen Kollaboration ›Rampe tanzt!‹. Gefördert im Rahmen der Konzeptionsförderung durch den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg sowie von der Stadt Stuttgart und unterstützt durch die Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg.
Das Gastspiel beim Seoul International Dance Festival wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Goethe Instituts und der Stadt Stuttgart.